CONSTANTIN DABIRE. Die öffentlich-private Partnerschaft, ein Instrument zur Finanzierung von effizienten öffentlichen Infrastrukturen: Mythos oder Wirklichkeit? Das Fallbeispiel der Mitgliedsstaaten der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion

Einleitung

Führt die öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP), also ein Vertrag, mit dem eine öffentliche Einrichtung einem privaten Anbieter die Finanzierung und den Betrieb einer für die öffentliche Dienstleistung bestimmten Investition überträgt, zur Zufriedenheit aller Partner, d.h. des privaten und des öffentlichen Anbieters sowie des Publikums und der Nutzer? Gibt es eine ÖPP-eigene Finanzstruktur bzw. Eigentümerstruktur? Diese Frage betrifft die afrikanischen Länder, die nach Finanzierungsmöglichkeiten für ihre Investitionsprojekte suchen, aber sie stellt sich auch für entwickelte Länder, die vor dem Hintergrund ihrer ständig steigenden Staatsverschuldungen auf dieses Verfahren eventuell zurückzugreifen wünschen.

 

Impakt(e) der Forschungsarbeit

Die ÖPP als Alternative zur Finanzierung durch die öffentliche Hand ist eine Garantie dafür, dass der private Partner sein technisches Know-how in die Verwirklichung der Infrastrukturen mit einbringt. Sie ist unter anderem auch mit einer guten Effizienz der verwirklichten Projekte im Hinblick auf ihre Ausführungsrate verknüpft (76% der Projekte werden abgeschlossen). Allerdings garantiert sie nicht die Einhaltung der Lieferzeiten und der vorgesehenen Kosten: die jährliche mittlere Gesamtverzögerung beläuft sich auf etwas mehr als ein Jahr und die mittleren Mehrkosten pro Projekt betragen etwa 16 000 000 Euro (bei mehr als 80% der Projekte).

Diese Forschungsarbeit fordert die Verantwortlichen von durch eine ÖPP finanzierten Projekten dazu auf, Mittel und Wege einzuführen, mit denen die Verzögerungen in Schach gehalten, die Budgets eingehalten und die Risiken auf die beteiligten Partner verteilt werden. Sie zeigt unter anderem, dass der Erfolg dieser Vorhaben auf der Vorbereitung im Vorfeld der Projekte beruht, insbesondere auf:

– der Qualität der Vorabstudien,

– dem Verfahren, mit dem der private Partner ausgewählt wird,

– auf den Vertragsklauseln, die die privaten und öffentlichen Partner aneinander binden.

Es gibt jedoch keinerlei Zusammenhang zwischen der Finanz- sowie der Eigentümerstruktur der ÖPP und der Effizienz dieser vertraglich geregelten Arbeitsteilung. Das heißt, im westafrikanischen Kontext scheint der Erfolg einer ÖPP weder vom prozentualen Anteil des Eigenkapitals noch vom finanziellen Gewicht des privaten Partners bei der Finanzierung abzuhängen.

Forschungsgrundlagen

Wir haben die Kompromisstheorie der Arbeiten von Autoren, die zeigen, dass es eine optimale Schuldenquote gibt, die den Wert des Unternehmens maximiert, herangezogen (DeAngelo et Masulis, 1980 ; Myers, 1984 ; Fischer et al., 1989). Diese Theorie beruht auf dem Schlichtungsbegriff unter Berücksichtung unterschiedlicher Kosten wie den Konkurs- und den Agenturkosten  (Jensen et Meckling, 1976 ; Jensen, 1986).

 

Methodologie

Auf der hypothetisch-deduktiven Methode mit Test der Hypothesen beruhend, erfolgte unsere Studie, die sich als positivistischen Ansatz versteht, auf der Grundlage primärer und sekundärer Daten. Die Primärdaten stammen aus einer Online-Umfrage zur Nutzer- und Empfängerzufriedenheit von 29 ÖPP-Projekten in unterschiedlichen Branchen, die sieben Länder der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion betreffen. Die Sekundärdaten wurden im Wesentlichen ÖPP-Projekten entnommen, die von der Bank „Banque Ouest Africaine de Développement“ getragen wurden. Die Hypothesen wurden mithilfe von statistischen Datenverarbeitungsmethoden gestestet.

 

Zur Vertiefung…

 « Le partenariat public-privé comme alternative au financement des infrastructures publiques performante : mythe ou réalité- Cas des pays membres de l’Union Economique et Monétaire Ouest Africaine (UEMOA) », Verlag EMS, 2019.

Videos auf You Tube:

https://youtu.be/VBlEj59xA4M

https://youtu.be/WbWWTbS6agg

https://youtu.be/PQ_TPD-fPow

https://youtu.be/Xe0Evu96MFE

https://youtu.be/6sVSpEelMcU

https://youtu.be/eoUB7Fr3lYI

 

L’avis des professeurs


Prof. Husson unterstreicht die Tragweite dieser Forschungsarbeit auf wirtschaftlicher Ebene: die Doktorarbeit stellt direkt die Frage nach der Akzeptanz im weitesten Sinne der Entwicklung eines Gebiets einschließlich seiner Einwohner (Prof. Husson, Berichterstatter).


Prof. Gajewski hebt die Stärken der Arbeit hervor, indem er die Qualität ihrer Gestaltung unterstreicht […]. Er betont insbesondere die Tatsache, dass die Problemstellung sehr stichhaltig und aktuell ist, und erinnert dabei an die Notwendigkeit, aufgrund der Staatsverschuldungen derartige Partner in Europa zu finden (Prof. Gajewski, Berichterstatter).