OUMAR SOUMARE. Die regionale Internationalisierung in Afrika erfolgreich verwirklichen. Der Fall malischer Agroindustrieunternehmen, die mit multifaktoriellen Hindernissen konfrontiert sind.

Einleitung

Wie kann man eine Firma in einem krisenbehafteten Umfeld international ausrichten? Wie die Hindernisse überwinden? Was sind die Erfolgsfaktoren? Auf Grundlage einer Forschungsarbeit, die in malischen Agroindustrieunternehmen durchgeführt wurde, die ihre geschäftlichen Aktivitäten in den Ländern der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (UEOMA) ausbauen möchten, werden erste Antworten auf diese Fragen gegeben.

Impakte der Forschungsarbeit

Mali ist seit 2012 mit einer schweren Sicherheitskrise konfrontiert, die eine politische und wirtschaftliche Unsicherheit bewirkt, die wenig vorteilhaft für die Entwicklung der Firmen auf dem lokalen Markt ist. Um sich international zu entwickeln, schlagen wir den Führungskräften folgendes vor:

  • Den Aufbau eines regionalen Logistiknetzwerks, das den Transport der Fertigprodukte auf dem Hin- und der Rohstoffe auf dem Rückweg sicherstellt (Mali hat keinen direkten Zugang zum Meer),
  • das Zurückgreifen auf lokale Rohstoffe bei der Fertigung der Produkte,
  • die Einführung eines Vertriebsnetzes, das bis in die Lager der lokalen und regionalen Märkte integriert ist,
  • die Entwicklung einer Produktpalette, die für unterschiedliche Bevölkerungssegmente zugänglich ist
  • und die Entwicklung eines Angebots, das auf öffentliche Aufträge zugeschnitten ist.

Um diese Strategie in einem versagenden öffentlichen Umfeld (Korruption, gefälschte Zertifikate, Schmuggel) zum Erfolg zu führen, empfehlen wir die Vernetzung der Führungskräfte malischer Unternehmen mit dem Ziel, bei den verschiedenen beteiligten Parteien an Einfluss zu gewinnen.

Auf theoretischer Ebene trägt unsere Forschungsarbeit dazu bei, das Uppsala-Modell auf einen Kontext der mehrdimensionalen Krise auszudehnen. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Exporte von informellen Exporten stammen und dass die Internationalisierung weniger eine Wahl als das Fehlen einer wirklichen strategischen Zielsetzung ist. Diese Ergebnisse stimmen mit den Arbeiten von Bah et al. (2020) überein, die gezeigt haben, dass senegalesische Firmen oft traditionell und historisch stark im lokalen Markt verankert sind.

Forschungsgrundlagen

Wir haben das Uppsala-Modell verwendet, das den Internationalisierungsprozess von Firmen im Zusammenhang mit dem Management der Unsicherheit und der Veränderung des Geschäftsumfelds beschreibt (Vahlne und Johanson 1977). Es wurde mehrfach aktualisiert (2009, 2013, 2017, 2020). Der Grundgedanke dieses Modells ist, dass die Firmen einen prozessualen Ansatz annehmen, um ihre Aktivitäten zu internationalisieren, und dass die Methode der Vernetzung ein Mittel ist, um die Unsicherheit, die sich aus der räumlichen Distanz zwischen dem Ursprungs- und dem Empfängerland ergibt, zu meistern.

Methodologie

Wir haben eine vertiefte Fallstudie in einem Agroindustrieunternehmen vorgenommen, die auf 25 nichtdirektiven Interviews und auf einer Umfrage mit geschlossenen Fragen beruht. Wir haben dies durch die Erfassung von Sekundärdaten in drei anderen Agroindustrieunternehmen im wirtschaftlichen Umfeld Malis vervollständigt. Die Datenverarbeitung erfolgte mithilfe einer inhaltlichen Analyse auf der Plattform Sphinx.

Unsere Ergebnisse bestätigen das malische Sprichwort, das besagt: „Man lässt den Fisch nicht aus der Hand fallen, um zu versuchen, den unter seinem Fuß zu erwischen.“ Im Klartext gesagt fußt der Erfolg einer Internationalisierungsstrategie auf einer erfolgreichen lokalen Verankerung, so wie es das Uppsala-Modell angibt.

Zur Vertiefung…

CROCE, F. (2018) La recherche du management africain au XXIe siècle : sous l’effet de la globalisation, vers un management africain « métis » ? Revue Africaine de Management, Bd. 3 (1), S. 1-12

KAMDEM, E. und MUTABAZI, E (2017). Le management en Afrique : entre universalité et contingence, Paris, Verlag L’Harmattan, S. 318

MINIALAI C., MABROUKI, M-N., MONNOYER, M-C. und BOUTARY M (2019). Les institutions des pays émergents, soutien ou handicap à l’internationalisation des PME ? Une entreprise marocaine en Afrique, Revue Africaine de Management Bd. 4 (2), S. 197-210

Die Meinung der Professoren


Herr Professor Mourey war sehr an der großangelegten empirischen Arbeit interessiert, die die große Kontextualisierung des Forschungsansatzes unterstreicht (Prof. Mourey, Mitglied der Promotionskommission).
Frau Professor Mayrhofer betont, dass diese Doktorarbeit eine schöne Reise darstellt, die von einer reichhaltigen Zusammenarbeit des akademischen und geschäftlichen Milieus, aus dem Herr Soumare stammt, geprägt ist (Prof. Mayrhofer, Betreuerin der Doktorarbeit)